Versicherungs-Feintuning Geld sparen beim Abschluss von Versicherungen

Von der Gesundheits- und Altersvorsorge über die Haftpflicht-Versicherung bis hin zur Absicherung von Eigenschäden: Persönlichen und betrieblichen Versicherungsbedarf gibt es jede Menge – nur: Welche Versicherungen sind wirklich sinnvoll? Einen Überblick über die wichtigsten Versicherungsangebote für Selbstständige und Kleingewerbetreibende haben wir im Juni-Newsletter veröffentlicht. Mit der Auswahl der richtigen Versicherungsart ist es jedoch nicht getan: Denn beim Abschluss von Policen lässt sich eine Menge Geld verschwenden und sparen. Die wichtigste Frage lautet: Passt der Versicherungsvertrag auch wirklich zu meinem Unternehmen?

Versicherungsbedarf genau analysieren
Jede Police, deren Details nicht auf die konkrete Gefährdungslage eines Betriebs abgestimmt wurden, ist zumindest teilweise Geldverschwendung:

  • Oft sind Risiken mitversichert, die gar nicht relevant sind. Wer keine Kunden berät, braucht keine Deckung für Fehlberatung. Wird das Risiko dennoch mitversichert, muss die überflüssige Absicherung trotzdem bezahlt werden.
  • Geldverschwendung ist auch der umgekehrte Fall, wenn wichtige Risiken im Versicherungsumfang fehlen. Womöglich sind Eigenschäden an der IT-Infrastruktur perfekt abgesichert. Dann jedoch gibt es eine Datenpanne: Deren größter Kostenpunkt ist die gesetzliche Pflicht, alle Betroffenen zu informieren und Schadenersatz zu leisten. Hier fehlt jedoch die Absicherung.
  • Selbst mit der richtigen Absicherung tatsächlicher Risiken ist es noch nicht getan: Auch falsch dimensionierte Versicherungssummen führen zu Fehlversicherungen. Ist die Versicherungssumme der Betriebsinhaltsversicherung zu großzügig bemessen, zahlen Sie zu hohe Prämien. Ist sie zu niedrig, bleiben Sie im Schadensfall auf einem Teil der Wiederbeschaffungskosten sitzen. Das gilt selbst dann, wenn zum Beispiel ausströmendes Leitungswasser nur einen Teil der Büro- oder Werkstatt-Ausstattung zerstört. Obwohl die Schadenssumme geringer ist als die Versicherungssumme ist, wird der Versicherer mit Verweis auf die Unterversicherung die Erstattungsleistung auf einen Teil der Schadenssumme beschränken!

Wichtig: Die Verantwortung für den passenden Versicherungsschutz trägt letztlich immer der Versicherungsnehmer! Die Versicherungsgesellschaft wird in jedem Fall darauf achten, dass ihre Leistungen den gezahlten Prämien entsprechen.

Am besten beraten lassen!
Die Versicherungsgesellschaften haben viel Geld investiert, um ihren Vertrieb zu digitalisieren. Aus ihrer Sicht „klickt“ sich der ideale Kunde auch die betriebliche Versicherung über eine Online-Plattform zusammen. Aus Kundensicht kauft man so jedoch die Katze im Sack.

Dagegen hilft nur Beratung: Denn ohne Fachkenntnisse lässt sich das Kleingedruckte der Versicherungsbedingungen nicht beurteilen. Deshalb lohnt die Suche nach einem vertrauenswürdigen Versicherungsmakler, der zudem die Branche kennt, in der man tätig ist. Anders als ein Versicherungsagent oder -vertreter ist ein Versicherungsmakler nicht an eine bestimmte Versicherungsgesellschaft gebunden. Gesetzlich ist er dazu verpflichtet, die Interessen des Versicherungsnehmers zu wahren, der ihn beauftragt. Das gilt auch dann, wenn der Versicherer die Courtage übernimmt.

Spreu und Weizen unter den Maklern trennen sich in der Regel bereits in der Bereitschaft, Zeit in die individuelle Beratung zu investieren. Ein seriöser Makler wird sein Geschäftsmodell nicht auf einmalige Abschlüsse ausrichten, sondern eine langfristige Zusammenarbeit anpeilen, während der er ...

  • die Versicherungsverträge des Kunden betreut,
  • sie regelmäßig überprüft und aktualisiert und
  • den Kunden im Schadensfall unterstützt


Alternative: Neutrale und unabhängige Beratung

Neben Versicherungsagenten, -vertretern, -maklern und anderen Versicherungsvermittlern gibt es noch den Berufsstand der Versicherungsberater. Die unabhängigen Berater werden ausschließlich im Auftrag und Interesse des Versicherungsnehmers tätig. Versicherungsberatung ist eine erlaubnispflichtige Tätigkeit. Die Erlaubnis wird von der zuständigen Industrie- und Handelskammer erteilt.

Versicherungsberater unterstützen ihre Mandanten ohne Verkaufs- oder Vermittlungsabsichten. Daher erhalten die Berater auch keine Courtage- oder sonstige Provisionszahlungen von den Versicherungsunternehmen. Die Annahme solcher Vergütungen ist den Versicherungsberatern gemäß § 34d GewO sogar gesetzlich untersagt. Sie bekommen von ihren Mandanten stattdessen ein zuvor ausgehandeltes Honorar. Das Beratungshonorar ist vor allem bei hohen Prämien und lang laufenden Versicherungsverträgen oft sinnvoll investiert.


Versicherungen vergleichen

Je größer ein Unternehmen ist, desto größer ist der Spielraum für Anpassungen der Versicherungsverträge. Kleinen Unternehmen bleibt in der Regel nur ein Versicherungsprodukt „von der Stange“, das an einigen Stellschrauben angepasst werden kann.

Umso wichtiger ist es, die Produkte selbst gründlich zu vergleichen oder von einem Experten vergleichen zu lassen. In vielen Fällen existieren für bestimmte Versicherungen spezielle Branchenangebote, die besser zum eigenen Bedarf passen. Eine Cyber-Versicherung speziell für Ärzte berücksichtigt beispielsweise das erhöhte Risiko, dass Hacker Zugriff auf sensible Patientendaten bekommen. Die Gefahr einer gekaperten Website ist dagegen für eine Arztpraxis weniger relevant als für einen Online-Shop.


Versicherungsbedingungen checken

Neben den versicherten Risiken und der angemessenen Versicherungssumme müssen auch die weiteren Versicherungsbedingungen stimmen.

Beispiel: Ihre Arbeit hängt von einem teuren Messgerät ab, das Sie zu Kundenterminen mitnehmen. Dafür haben Sie eine Sachversicherung abgeschlossen. Allerdings ist der Schutz laut Versicherungsbedingungen auf das Inland beschränkt. Als das Gerät bei einem Kundentermin in Österreich beschädigt wird, bleiben Sie auf dem Schaden sitzen.

Derartige Probleme ergeben sich schnell, wenn die Versicherung ohne Beratung über eine Vergleichsplattform ausgewählt und abgeschlossen wird. Für einen Laien sind Beschränkungen, Leistungsausschlüsse oder Deckungsbegrenzungen kaum erkennbar. Das gleiche Problem besteht, wenn der Versicherungsmakler sich nicht die Zeit nimmt, Ihr Geschäftsmodell und die Versicherungsbedingungen aufeinander abzustimmen.


Versicherungen regelmäßig anpassen

Eine weitere weitverbreitete Stolperfalle: Die Versicherungsverträge werden nicht an die Veränderungen im Unternehmen angepasst. Um beim Beispiel zu bleiben:

  • Angenommen, Ihr Unternehmen hat im letzten Jahr mehrere Kunden im Ausland akquiriert – die Maschinenversicherung ist aber weiter auf das Inland beschränkt. Oder:
  • Sie liefern nicht mehr nur bestimmte Maschinen für Ihre Kunden: Inzwischen übernehmen Sie zunehmend reine Beratungsaufträge. Mit dem Übergang von der Produktlieferung zur reinen Beratung entstehen jedoch ganz andere Haftungsrisiken.


Lektüretipps: